Informationsveranstaltung neue BILLA Filiale & Kreisverkehr

Am 20. Mai 2025 fand eine öffentliche Informationsveranstaltung zum geplanten Umbau des Raiffeisen-Lagerhauses am Gerichtsweg und zur Errichtung eines neuen BILLA-Markts statt. Zahlreiche interessierte Bürger:innen nahmen teil, um sich über den aktuellen Planungsstand zu informieren. Projektpartner wie REWE, Kosaplaner und Consens Mobilitätsdesign präsentierten Details zu Bau, Verkehrsanbindung und Mobilitätskonzept.

Im Zentrum steht ein geplanter Kreisverkehr mit einem Durchmesser von 28 Metern, der die neue verkehrstechnische Lösung rund um den künftigen Marktstandort bilden soll. Dieser soll zur Entschärfung der Verkehrssituation beitragen, insbesondere durch flüssigere Abläufe und reduzierte Geschwindigkeiten. Während Radfahrende durch Radstreifen und kombinierte Geh- und Radwege mehr Sicherheit erhalten sollen, äußerten Besucher:innen Bedenken hinsichtlich potenzieller Gefahrenstellen, insbesondere im Bereich der Parkplatzzufahrt.

Auch REWE präsentierte seine Pläne zum Neubau: Auf einem rund 6.500 m² großen Grundstück soll ein 1.600 m² umfassender Markt mit nachhaltigen Bau- und Energiekonzepten (Holzdach, Photovoltaik, Schwammstadtprinzip) entstehen. Nachtanlieferungen ab 22 Uhr stoßen jedoch auf Kritik – besonders im Hinblick auf die angrenzende Wohnbebauung.

Fehlende Perspektive für das Stadtzentrum

Mit der geplanten Absiedelung der bestehenden BILLA-Filiale am Tremlhof droht dem Stadtzentrum ein bedeutender Verlust in der Nahversorgung. Eine Schließung des Standorts ohne gleichzeitiges Nachnutzungskonzept bedeutet nicht nur eine spürbare Lücke im täglichen Warenangebot, sondern auch eine Schwächung der innerstädtischen Struktur. Besonders betroffen wären ältere Menschen, mobilitätseingeschränkte Personen sowie Kinder und Jugendliche, für die der neue Standort am Gerichtsweg keine adäquate Alternative darstellt.

Hinzu kommt: Das ursprüngliche Projekt am Tremlhof wurde einst eigens für eine BILLA-Filiale umgewidmet – nun wird dieses Gelände ohne langfristige Perspektive zurückgelassen. Gleichzeitig wird mit der Umwidmung des Areals am Gerichtsweg zugunsten eines reinen Einzelhandelsstandorts wertvolles städtebauliches Potenzial für eine gemischte Nutzung mit leistbarem Wohnraum leichtfertig vergeben.

Verkehrliche Auswirkungen und mangelnde Mitsprache

Das Projekt am Gerichtsweg bringt massive verkehrliche Auswirkungen mit sich – insbesondere für die Anrainer:innen der Veilchengasse. Der neue Markt fungiert als starker Verkehrserreger; ohne begleitende Maßnahmen wie etwa ein dringend notwendiges Rechtsabbiegegebot droht eine weitere Verschärfung der bereits angespannten Verkehrssituation.

Laut Aussage des Mitarbeiters der Fa. Consens gibt es bereits Verkehrsgutachten zum Gerichtsweg und Vorschläge, wie dieser u.a. durch einen durchgehenden “30’er”, Fahrbahnverengungen und -verschwänkungen, etc. neu ausgestaltet werden könnte. Auch diese Pläne und Gutachten wurden bis dato noch nicht der Öffentlichkeit vorgestellt.

Unklar bleibt außerdem, wie die angekündigte künstlerische Gestaltung des Kreisverkehrs konkret ablaufen soll. Eine Einbindung des Gemeinderats oder der Bevölkerung ist bislang nicht erkennbar – dabei betrifft die Gestaltung öffentlicher Räume das gesamte Gemeinwesen und sollte daher demokratisch mitgetragen werden.

Unser Fazit

Die präsentierten Pläne zeigen einzelne Fortschritte in den Bereichen Mobilität und Nachhaltigkeit – doch im Gesamtkontext bleibt ein bitterer Beigeschmack: Chancen auf eine langfristige, integrierte Stadtentwicklung werden verspielt. Was fehlt, ist ein übergeordnetes Konzept, das Wohnen,

Nahversorgung, Verkehr und Lebensqualität gemeinsam denkt – und dabei auch das Stadtzentrum mit seinen gewachsenen Strukturen einbezieht.

  • Eine Überarbeitung des Projekts unter Berücksichtigung einer gemischten Nutzung (Wohnen + Nahversorgung),
  • Ein durchdachtes Verkehrskonzept mit wirksamen Entlastungsmaßnahmen (z. B. Rechtsabbiegegebot Veilchengasse),
  • Offenlegung der bisherigen Gutachten und Vorschläge der Expert:innen
  • Eine transparente, demokratische Einbindung der Bevölkerung und des Gemeinderats in alle weitere Gestaltungs- und Planungsfragen.

Nur so kann eine zukunftsfähige Entwicklung gelingen, die dem Anspruch auf nachhaltige Stadtplanung gerecht wird.

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